Brownfield-Projekte: „Blue Blast Furnace“ und BOF-Konverter
Bei der integrierten Hochofen-Sauerstoffblaskonverter-Route (Blast Furnace-Basic Oxygen Furnace, BF-BOF) werden große Mengen Eisenerz eingesetzt - oft mit einem geringen Eisengehalt von lediglich 65 %. Bei dieser sogenannten „Primärroute“ können während des Konverterverfahrens begrenzte Mengen an Schrott zugegeben werden (ca. 20 Prozent). Aufgrund des Einsatzes von Koks zur Eisenerzreduktion weist die BF-BOF-Route von allen Prozessrouten zur Stahlerzeugung die höchsten CO2-Emissionen auf.
Aus diesem Grund hat Paul Wurth mit großer Sorgfalt eine Technologie entwickelt, die eine wesentliche Verbesserung sowohl der Hochofen- als auch der Koksherstellungsverfahren darstellt und den Koksanteil auf bis zu 200 kg pro Tonne Roheisen reduziert, wodurch auch die CO2-Emissionen sinken.
Zur Erhöhung des Schrotteinsatzes bieten sich im Stahlwerk Elektrolichtbogenöfen oder z. B. die SMS CONPRO-Technologie an. Dieser Ansatz wird lediglich in solchen Fällen eingeschränkt, in denen spezifische Anforderungen an die Produktqualität die Verwendung von Schrott geringerer Güte, der möglicherweise mit Cu, Sn, Ni, Mo verunreinigt ist, ausschließen.
Brownfield-Projekte: Direktreduktion mit Open Bath Furnace und BOF-Konverter
Bei dieser Verfahrensroute wird der Hochofen durch eine Kombination aus MIDREX®-Direktreduktionsverfahren und einem Open Bath Furnace (OBF) ersetzt. Zunächst kann die Direktreduktion auf Erdgasbasis durchgeführt werden, wobei das Erdgas nach und nach durch immer größere Anteile Wasserstoff ersetzt wird.
Der von der SMS group-Tochter Metix entwickelte OBF ist ähnlich aufgebaut wie ein konventioneller Reduktionsofen (Submerged Arc Furnace, SAF), der im sogenannten „Brushed Arc“-Modus betrieben wird. Für diesen Ofentyp können wir mehrere hundert Referenzanlagen vorweisen. Haupt-Einsatzmaterial bei dieser Prozessroute sind weiterhin Eisenpellets in Hochofenqualität; in der Stahlerzeugung kann dann wiederum Schrott zugegeben werden. Ein nennenswerter Vorteil ist die Möglichkeit, eisenhaltige Abfallprodukte (bis zu 3-5 % der Gesamtcharge) zu verwerten, wie z. B. Hochofen- und BOF-Staub und Walzzunder.
Bei der Integration dieser Route in ein bestehendes, integriertes Hüttenwerk sind die große Erfahrung von SMS und Paul Wurth ein riesiger Vorteil, insbesondere für die Entwicklung der Schnittstellen und die Maximierung der Emissionsreduzierung unter Beibehaltung oder sogar Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit.
Greenfield-Projekte: Direktreduktion – Elektrolichtbogenofen
In einem Greenfield-Projekt und bei Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen und in ausreichenden Menge kann ein völlig anderer Ansatz gewählt werden. Dann wird ein Elektrolichtbogenofen mit vorreduzierten Eisenerzpellets in DR-Güte aus dem MIDREX®-Prozess im Heißeinsatz beschickt. Es ist kein Zwischenschritt erforderlich, und – je nach spezifizierter Endgüte – wird nur eine geringe Aufkohlung benötigt, um den Stickstoff im Stahl zu reduzieren. Von Anfang an kann ein größerer Schrottanteil in den Ofen eingebracht werden, der nach oben hin lediglich durch die Qualitätsanforderungen nachgeschalteter Verarbeitungsstufen begrenzt ist.
Aufgrund der direkten Verbindung aller Anlagen hat diese Prozessroute das Potential, dem Ziel der Kohlenstoffneutralität am nächsten zu kommen. Dies ist besonders dann der Fall, wenn das Konzept um eine hocheffiziente, kombinierte Dünnbrammengieß- und Direktwalzanlage in Form einer CSP®- oder CSP®-Nexus-Anlage ergänzt wird.