Warum nutzen Sie VR – und auf welche Lösung setzen Sie?

Jan Buchner: Wir setzen Virtual Reality mittlerweile in allen Projektphasen ein, vom Vertrieb über das Engineering und die Fertigung bis zur Logistikplanung, Montage und Optimierung von Anlagen im Betrieb. Dabei setzen wir auf ein VR-System, das seinen Ursprung im Gaming hat. Einfach und intuitiv bedienbare Software ist der Schlüssel für eine reibungslose, produktive Zusammenarbeit verschiedener Abteilungen – über alle Grenzen hinweg. Die VR-Technologie vermittelt Konstrukteuren einen realistischen Eindruck der Anlagen, an denen sie gerade arbeiten. Selbst mir passiert es nach all den Jahren noch, dass ich monatelang an der Planung einer Anlage mitwirke – und mir erst beim ersten virtuellen Rundgang aufgeht, wie groß das Ganze ist. In der globalisierten Welt wird Konstruktion zunehmend abstrakt, weil Maschinen und Anlagen oft in unterschiedlichen Teilen der Welt gefertigt und betrieben werden. VR ist eine Möglichkeit, sie dennoch erleb- und begreifbar zu machen.

Welche Möglichkeiten eröffnet die eingesetzte Technologie?

Jan Buchner: Sie weckt die Kreativität der Konstrukteure und führt sie auf einen instinktiven Zugang zur Konstruktion zurück. Denn in der VR erleben sie die Maschine in ihrer natürlichen Größe – und können Ideen und Lösungsansätze zunächst einfach als Skizzen hineinmalen. Man kann es mit einem Kind vergleichen, das vor einem Baum steht und aus dem Bauch heraus weiß, ob es da hinaufkommt. Die Rückkehr zum Bauchgefühl sorgt für einen unschätzbaren Effizienzgewinn. Zusätzlich erleichtert der VR-Einsatz die Kommunikation. Selbst mit Kolleginnen oder mit Kunden in anderen Erdteilenkönnen wir gemeinsam in die virtuelle Anlage eintauchen und einander zeigen, an welcher Stelle wir welche Änderung vorschlagen. Wo es bisher vieler Worte bedurfte, genügt ein Fingerzeig, weil Gesten in der VR für alle anderen sichtbar sind. Obendrein hilft die Technologie, Fehler zu vermeiden. Mögliche Bauraumkonflikte fallen quasi im Vorbeigehen auf, wo Konstrukteure in virtuellen Anlagen einen präzisen Raumeindruck gewinnen.

Die Rückkehr zum Bauchgefühl sorgt für einen unschätzbaren Effizienzgewinn.

Wie stellen Sie sich die Zukunft der Maschinenkonstruktion vor?

Jan Buchner: Wir werden mit immer mehr digitalen Tools arbeiten, die uns, wie im Fall von Virtual und Augmented Reality, kreativer und instinktiver an die Sache herangehen lassen. Verknüpft mit den Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz (KI) entsteht eine Konstruktionsumgebung, die beispielsweise die nötigen Berechnungen oder das Einhalten von Konstruktionsregeln automatisiert umsetzt. Man kann sich das vorstellen wie in Computerspielen, in denen die Spieler ganze Welten bauen – und dabei nur ihrer Kreativität folgen. Die KI im Hintergrund erledigt die Berechnungsarbeiten. So paradox es auch klingen mag: Ich bin fest davon überzeugt, dass unsere Arbeitswelten durch die Digitalisierung menschlicher werden. Digitale Tools nehmen uns die stupiden, unmenschlichen und entsprechend ungeliebten Arbeiten ab. Stattdessen erhält unsere Kreativität Raum in Kollaborationsprozessen, zu denen Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Abteilungen, Standorten und Disziplinen ihre Ideen und ihr Wissen beisteuern können.

Dieses Interview erscheint mit freundlicher Genehmigung des VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) und wurde zuerst im VDMA-Magazin #3/2021 veröffentlicht. 

Virtual Reality

Whether in product development, process optimization, sales or service: in a recent study PwC forecasts a boom in the demand for technology enabling Virtual and Augmented Reality. According to the study, this boom is going to last until 2030.

Listening to our gut feelings again can give us an inestimable gain in efficiency.